"Die Ergebnisse aller Untersuchungsprogramme decken sich"
Asse
07.06.2022 Interview
Christian Walter leitet auf der Schachtanlage Asse II die Abteilung Strahlenschutz. Er trägt Verantwortung für mehr als 70 Mitarbeiter*innen. Im Rahmen der Emissions- und Immissionsüberwachung untersuchen er und sein Team, welche radioaktiven Stoffe die Schachtanlage Asse II verlassen und wie sich diese Stoffe in der Umgebung der Schachtanlage Asse II niederschlagen.
Einblicke: Herr Walter, wie hoch ist die Strahlenbelastung rund um die Schachtanlage Asse II?
Die Strahlenbelastung rund um die Schachtanlage Asse II bewegt sich auf einem Niveau, wie wir sie auch andernorts im norddeutschen Raum finden. Das heißt, der Aktivitätsbeitrag durch die Schachtanlage Asse II ist gegenüber der natürlichen Strahlenbelastung nicht nachweisbar.
Einblicke: Das heißt, aus der Schachtanlage Asse II entweichen keine radioaktiven Stoffe?
Doch, denn die Abluft des Bergwerks enthält radioaktive Stoffe, die aus den Einlagerungskammern entweichen. Hier interessieren uns vor allem Radon-222, Kohlenstoff-14 und Tritium. Die natürliche Radioaktivität wird durch die Ableitungen aus der Schachtanlage Asse II zwar beeinflusst, gleichzeitig jedoch in einem so geringen Maße, dass nicht nachgewiesen werden kann, welche Effekte auf die Schachtanlage Asse II oder auf natürliche Schwankungen zurückzuführen sind.
Einblicke: Warum interessieren Sie vor allem die genannten Stoffe? Können dabei nicht „blinde Flecken“ entstehen, weil sie andere Stoffe gar nicht suchen und somit auch nicht nachweisen können?
Die genannten Stoffe sind radioaktive Gase und gelangen so im Gegensatz zu anderen radioaktiven Stoffen – wir bezeichnen diese als Radionuklide - „einfacher“ in die Abluft des Bergwerks. Wir führen aber regelmäßig auch umfangreichere Messungen durch, in denen wir auch weitere Radionuklide in der Abluft mit in den Blick nehmen. Damit wollen wir nachweisen, dass unser bisher gewähltes Vorgehen abdeckend ist.
Einblicke: Wie untersuchen Sie die Umgebung der Schachtanlage Asse II?
Im Rahmen der sogenannten Immissionsüberwachung untersuchen wir unter anderem Boden- und Bewuchsproben, Grund- und Oberflächenwasser sowie den Luftstaub auf Ihre radioaktive Belastung. Vergleichbare Messungen werden auch durch unabhängige Dritte vorgenommen. Die Ergebnisse aller Untersuchungsprogramme decken sich und zeigen, dass die Ergebnisse der BGE belastbar und korrekt sind.
Einblicke: Erhöhte Krebsraten oder das sogenannte Phänomen der „verlorenen Mädchen“ – was ist da dran?
Es gibt statistische Auffälligkeiten, rund um kerntechnische Anlagen. Gleichzeitig können diese statistischen Effekte nicht wissenschaftlich belastbar einer konkreten Ursache sicher zugeordnet werden. Hier sind weitere Forschungen notwendig. Wir als BGE können diese Forschungen jedoch nicht leisten. Unser Auftrag ist die unverzügliche Stilllegung der Schachtanlage Asse II nach Rückholung der radioaktiven Abfälle. Dies unter den Voraussetzungen, die uns der Gesetzgeber geschaffen hat. Dazu gehören Grenzwerte, die wir sicher einhalten.
Infostelle Asse wieder geöffnet
In der Infostelle Asse können sich interessierte Bürger*innen über das Projekt informieren. Unter anderem können die Schachtanlage Asse II mit Hilfe einer VR-Brille besichtigt, Veranstaltungen besucht und eine Ausstellung entdeckt werden. Zeitnah sollen auch die Besichtigungen des Bergwerks wiederaufgenommen werden.
Kontakt zur Infostelle unter
info-asse(at)bge.de oder 05336 89-2640.