BGE Endlagersuche Navigator: Neue Web-Anwendung macht Arbeitsstände sichtbar

Endlagersuche

Interview

Am 4. November 2024 hat die BGE Arbeitsstände aus den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen veröffentlicht. Das ist ein entscheidender Arbeitsschritt bei der Suche nach dem Standort für das Endlager für hochradioaktive Abfälle. Zur besseren Nachvollziehbarkeit gibt es ein Online-Tool – den BGE Endlagersuche Navigator. Was die neue Web-Anwendung kann, wohin man mit ihr navigiert und was das Ganze mit TV-Shows zu tun hat – das verrät Kevin Henning von der BGE. Er hat die Entwicklung der Web-Anwendung als Projektkoordinator intensiv begleitet.

Wo steht denn die Endlagersuche gerade?

Kevin Henning: Von anfangs 100 Prozent der Fläche Deutschlands befinden sich aktuell noch circa 54 Prozent im Rennen. Das ist immer noch viel und soll natürlich nicht so bleiben. Ende 2027 sollen nur noch wenige Gebiete übrig sein, die wir unserer Aufsichtsbehörde als Standortregionen für die übertägige Erkundung vorschlagen. Denkt man an TV-Shows, kann man sagen: Das sind die Gebiete, die aufgrund ihres Potenzials in den Recall kommen und sich erneut beweisen müssen – in unserem Fall aber nicht auf der Bühne, sondern durch eine übertägige Erkundung. Und das auch erst, wenn unsere Aufsichtsbehörde, das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) sowie der Gesetzgeber zugestimmt haben.

Die BGE hat im November 2024 den  „Endlagersuche-Navigator“ veröffentlicht – was genau verbirgt sich dahinter?

Kevin Henning: Der BGE Endlagersuche Navigator ist eine Web-Anwendung, die Arbeitsstände aus den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen in der Endlagersuche sichtbar und nachvollziehbar macht. Er navigiert Interessierte durch die Entscheidungsfindung. Der Auftrag der BGE ist ja, den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit für das Endlager für die hochradioaktiven Abfälle Deutschlands zu finden – und zwar in einem wissenschaftsbasierten, vergleichenden, lernenden, partizipativen und transparenten Verfahren.

Ein junger Mann mit Brille, grau-meliertem Pullover und dunklen Haaren lächelt in der Herbstsonne in die Kamera. Hinter ihm befindet sich ein Baum mit Herbstlaub vor einem grauen Bürogebäude.
Kevin Henning arbeitet in der Standortauswahl bei der BGE. Er hat die Entwicklung des "BGE Endlagersuche Navigators" als Projektkoordinator eng begleitet.
Symbolgrafik, das eine Lupe, einen Positionspin mit Flügelradsymbol vor einem Laptop zeigt.

Einfaches Bedienkonzept

Wie kann man sich den BGE Endlagersuche Navigator vorstellen?

Kevin Henning: Ganz ähnlich wie eine Karten-App auf dem Smartphone – mit dem Unterschied, dass man beim Öffnen nicht in erster Linie Städte, Straßen und die aktuelle Verkehrslage sieht, sondern eine Deutschlandkarte mit farbig eingefärbten Flächen. Orange sind Gebiete, die in den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen als ungeeignet eingestuft worden sind. Gelb leuchten die Gebiete, die eine geringe Eignung aufweisen. Bei den grau eingefärbten Gebieten ist die Bewertung innerhalb der besagten vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen noch nicht abgeschlossen. Diese grauen Flächen werden also in den nächsten Jahren zunehmend bunt werden.

Spielen wir das einmal an einem Beispiel durch: Angenommen, ich wohne in Oberscheinfeld  – wie gehe ich vor, wenn ich herausfinden will, ob es einen neuen Arbeitsstand für meinen Ort gibt?

Kevin Henning: Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie suchen sich den gewünschten Ort direkt in der Karte heraus, indem Sie hineinzoomen und -klicken. Oder Sie nutzen das Suchfeld des Navigators – das liegt zentral über der Karte und ist nicht zu übersehen. Wenn Sie dort zum Beispiel Ihre Postleitzahl oder Ihren Wohnort eingeben und anschließend auf „Suchen“ klicken, gibt Ihnen die Anwendung die gewünschten Informationen aus. Heißt: der Kartenausschnitt verändert sich und die Anwendung zeigt den aktuellen Bearbeitungsstand für Oberscheinfeld im sogenannten Infopanel an der linken Bildschirmseite an. Das ist der Bereich im Navigator, in dem Nutzer*innen ergänzende Textinformationen, Grafiken, Tabellen und Dokumente zu ihrer Suche finden können.

Ideengeber: Fachkonferenz Teilgebiete

Da steht dann also nicht nur „Gebiet ungeeignet“ oder dergleichen? Denn das würde mir für die Nachvollziehbarkeit nicht ausreichen.

Kevin Henning: Genau, wir liefern im BGE Endlagersuche Navigator auch die fachlichen Begründungen mit, genauso wie eine Beschreibung der zugrundeliegenden Kriterien, die zu der jeweiligen Kategorisierung geführt haben.

Wie ist die Idee zum Endlagersuche Navigator entstanden?

Kevin Henning: Mit der interaktiven Karte zum Zwischenbericht Teilgebiete (externer Link) nutzt die BGE bereits eine Karten-App, um Ergebnisse und Daten zu veröffentlichen. Während der Fachkonferenz Teilgebiete (externer Link) wurde der Wunsch an uns herangetragen, die Nachvollziehbarkeit auf dem Weg zu den Standortregionen zu verbessern und dabei auch Zwischenschritte abzubilden. Wir haben dann überlegt, wie das aussehen könnte und sind am Ende zu dem Schluss gekommen, dass wir hierbei externe Unterstützung brauchen. Wir haben einen Partner gesucht und gefunden, der sich im Bereich der Entwicklung von Kartenanwendungen auskennt. 

„Wir liefern im BGE Endlagersuche Navigator die fachlichen Begründungen mit.“

Informationsangebot für alle

War da schon klar, wie der Endlagersuche Navigator aussehen soll?

Kevin Henning: Nein, überhaupt nicht. Wir sind da völlig offen rangegangen – sozusagen ganz ähnlich wie beim Neustart der Endlagersuche. Nur dass wir beim Endlagersuche Navigator statt mit einer weißen Landkarte mit der digitalen Leinwand der Teilgebiete gestartet sind. Als der Partner gefunden war, haben wir gemeinsam zunächst geschaut, wie die Anforderungen unterschiedlicher Nutzer*innengruppen an ein solches System aussehen könnten. Auf der Basis sind dann erste Entwürfe entstanden, die immer weiter verfeinert wurden. Insgesamt haben wir mehr als zwei Jahre am BGE Endlagersuche Navigator gearbeitet.

Wer soll den Endlagersuche Navigator nutzen?

Kevin Henning: Wir haben den Endlagersuche Navigator für alle entwickelt, die sich für die Endlagersuche interessieren – von Personen mit wenig oder keinem Vorwissen bis hin zu Expert*innen auf diesem Gebiet. Natürlich wollen wir die Anwendung immer weiter verbessern. Insofern sind wir sehr gespannt auf das Feedback der Nutzer*innen und freuen uns über Verbesserungsvorschläge an dialog(at)bge.de. Denn wie für das gesamte Standortauswahlverfahren gilt auch für den BGE Endlagersuche Navigator: Lernen ist nicht nur erlaubt, sondern absolut erwünscht!


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