Veränderter Salzwasserzutritt in der Asse

Asse

Interview

Jens Köhler verantwortet das Projekt Asse. Im Interview gibt er einen Einblick in die aktuelle Entwicklung.

Portraitfoto von Jens Köhler
Im Gespräch mit Jens Köhler

In die Schachtanlage Asse II dringt seit Jahrzehnten Wasser ein. Seit Anfang des Jahres 2024 ging die Menge des aufgefangenen Salzwassers an der sogenannten Hauptauffangstelle in 658 Metern Tiefe zurück. Seit April 2024 steigt hingegen die gesammelte Salzwassermenge auf der darunter liegenden 725-Meter-Ebene deutlich an. Einen Anstieg der Salzwassermengen auf der Haupteinlagerungsebene in 750 Metern Tiefe zeigen die Messungen bisher nicht. Die BGE plant weiterhin die Rückholung der radioaktiven Abfälle.

Einblicke: Wie entwickelt sich der Lösungszutritt derzeit?

Jens Köhler: Die Situation verändert sich täglich. Die Menge des aufgefangenen Salzwassers sank bis Mitte Mai an der Hauptauffangstelle in 658 Metern Tiefe. Der niedrigste Wert lag bei rund 2 Kubikmetern pro Tag. Ursprünglich wurden hier rund 12,5 Kubikmeter aufgefangen. Seit Mitte Mai steigt die Menge wieder leicht an, auf bis zu 4 Kubikmeter pro Tag. Wie nachhaltig diese Entwicklung ist, muss sich zeigen. Dichte und chemische Zusammensetzung sind nicht verändert. Es dringt weiterhin eine gesättigte Salzlösung ein.

Auf der 725-Meter-Ebene hingegen verzeichnen wir weiterhin einen deutlichen Anstieg. Die Menge des aufgefangenen Salzwassers hat sich im Vergleich zu den vergangenen Monaten von 0,8 Kubikmeter auf knapp 4 Kubikmeter täglich erhöht. Wer einen Blick in die so genannte Gleitbogenausbaustrecke wirft, sieht das Salzwasser von der Decke tropfen und aus den Seitenwänden dringen. Gleichzeitig erkennen wir bei unseren Messungen eine Veränderung der Dichte und der chemischen Zusammensetzung. Dies deutet darauf hin, dass die Lösung in Kontakt mit Kalisalzen kam.

Auf der 750-Meter-Ebene zeigen unsere Messungen derzeit dagegen keine steigenden Salzwassermengen. Bei der 750-Meter-Ebene handelt es sich um die Haupteinlagerungsebene. Dort liegen in 11 Einlagerungskammern die meisten der eingelagerten schwach- und mittelradioaktiven Abfälle. Hier schauen wir ganz genau hin und haben die Beobachtung der Fassungsstellen intensiviert – wie überall im Bergwerk.

Das Bild zeigt eine unterirdischen Schacht mit Geräten zum Auffangen von Grubenwasser
Die Hauptauffangstelle auf der 658-Meter-Ebene. Hier wurde bis Anfang des Jahres der Großteil des eintretenden Salzwassers aufgefangen.
Das Bild zeigt einen unterirdischen Schacht, in dem Stalaktiten von der Decke hängen.
Blick in die sogenannte Gleitbogenausbaustrecke auf der 725-Meter-Ebene. Hier wird seit April 2024 deutlich mehr Salzwasser aufgefangen als in den Vorjahren. Aufgrund der erhöhten Feuchtigkeit bilden sich Stalaktiten unter der Decke und Pfützen am Boden.

„Wir planen die Rückholung wie bisher weiter“

Einblicke: Wie sehr besorgt Sie die Situation?

Jens Köhler: Ich kann alle verstehen, denen diese Entwicklung Sorgen bereitet. Auch weil die weitere Entwicklung nicht vorhergesagt werden kann. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten intensiv daran, das Wissen über die Situation zu verbessern. Wir wollen herausfinden, warum das Wasser an der Hauptauffangstelle vorbeiläuft, welche Wege es in die Tiefe nimmt und wo es bleibt. Auf Basis solcher Erkenntnisse können wir technische Maßnahmen planen, um den weiteren Bergwerksbetrieb aufrecht zu erhalten..

Einblicke: Welche Ursache halten Sie für am wahrscheinlichsten?

Jens Köhler: Um das Salzwasser an der Hauptauffangstelle zu sammeln, wurde in den 1990er Jahren eine Abdichtungsfolie in einen ehemaligen Salzabbau eingebracht. Durch Gebirgsbewegungen hat sich die räumliche Lage der Folie verändert. Deshalb wollen wir die Hauptauffangstelle sanieren. Dazu sollen Lage und Zustand der Folienabdichtung erkundet sowie der tiefste Punkt der Abdichtung ermittelt werden. Anschließend sollen Bergleute von unten einen Zugang zu diesem tiefsten Punkt schaffen und eine neue Ableitung für das aufzufangende Salzwasser einbauen. Die entsprechenden Genehmigungen haben wir beantragt.

Einblicke: Wie ist der Stand dieses Verfahrens?

Jens Köhler: Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Energie prüft unseren Antrag derzeit. Um einen Teil der geplanten Erkundungsmaßnahmen für die Ertüchtigung bereits umsetzen zu können, haben wir einen Antrag auf Teilzulassung gestellt. Die Teilzulassung würde uns die bohrtechnische Erkundung von unten erlauben. So können wir die Arbeiten beschleunigen.

Einblicke: Was bedeuten die derzeitigen Veränderungen für die Rückholung der radioaktiven Abfälle?

Jens Köhler: Zuletzt war in der Presseberichterstattung die Flutung des Bergwerks befürchtet worden. Die Gegenflutung ist jedoch eine Notfallmaßnahme. Diese wird dann umgesetzt, wenn der Zutritt nicht mehr beherrschbar ist. Das ist derzeit nicht der Fall. Trotz der herausfordernden Entwicklung planen wir die Rückholung wie bisher weiter. Solange nicht mehr Salzwasser in die Grube eindringt, halten wir die Situation für beherrschbar.

Die BGE berichtet im niedersächsischen Umweltausschuss

Potraitfoto von Ralf Holländer und Iris Graffunder
Dr. Ralf Holländer und Iris Graffunder

Am 27. Mai 2024 lud der Umweltausschuss des niedersächsischen Landtages die Vorsitzende der Geschäftsführung, Iris Graffunder, nach Hannover ein, um sich aus erster Hand über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Begleitet wurde Sie von Dr. Ralf Holländer, der in der BGE die Abteilung Geowissenschaften leitet. Den Nachbericht mit weiteren Informationen finden Sie auf unserer Internetseite (externer Link).

Salzwasserzutritt Asse: Was passiert gerade?

Die BGE veröffentlicht auf ihrer Homepage die wichtigsten Neuigkeiten zum veränderten Salzwasserzutritt. 
www.bge.de/salzwasserzutritt (externer Link)

Vorankündigung Veranstaltung

Asse Aktuell: Entwicklung des Salzwasserzutritts
13. Juni 2024 - 18:00 bis 20:30 Uhr 
Eulenspiegelhalle in Schöppenstedt und online via Zoom und YouTube
www.bge.de/de/aktuelles/veranstaltungen (externer Link)


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