Baustellen unter Tage im Endlager Konrad

Bericht

Der Ausbau des Endlagers erfolgt sowohl über der Erde als auch in den Tiefen des Bergwerks, 800 bis 1.000 Meter unter der Tagesoberfläche. Hier gibt es zahlreiche Teilprojekte, von denen einige bereits abgeschlossen sind. Andere befinden sich noch im Bau. Daneben gibt es Teilprojekte deren Baubeginn noch aussteht, da noch Planungs- und Vorarbeiten zu leisten sind.

Die Umladestation

Die Umladestation ist der unterirdische Zugang vom Schacht ins Endlager. Hier geht die vertikale Schachtförderung in eine horizontale Streckenförderung über. Im späteren Einlagerungsbetrieb kommen hier die Behälter mit den radioaktiven Abfällen über Schacht 2 an. Sie werden dann auf ein Transportfahrzeug umgesetzt und weiter zu den Einlagerungskammern transportiert. Dort werden die Behälter schließlich eingestapelt.

Der Bau der Umladestation ist eines der größten Einzelprojekte beim Ausbau des Endlagers Konrad. Die Ingenieure und Techniker stehen vor einer großen baulichen Herausforderung, denn der Bau erfolgt von der Schachtseite. Das heißt, der Bagger für den Ausbruch des Gesteins steht mitten im Schacht Konrad 2. Um einen tonnenschweren Bagger in den Schacht stellen zu können, mussten die Bergleute zuerst eine Arbeitsplattform einbauen. Diese ist über schwere Stahlkonsolen im Gestein verankert. Um die Höhe variieren zu können, ist die Arbeitsplattform mit Lava-Kies aufgeschüttet. Dieser kann schnell ergänzt oder wieder entfernt werden. Dazu fällt er durch ein Rohr nach unten und wird mit einem Ladefahrzeug abgefahren.

Vor dem Bau der eigentlichen Umladestation muss der benötigte Hohlraum geschaffen werden. Dazu haben Bergleute im ersten Schritt den Schachtdurchmesser in einer Tiefe zwischen 840 und 875 Metern von sieben auf neuneinhalb Meter vergrößert. Danach sind zur Stabilisierung rund 1.200 Gebirgsanker ins Gestein getrieben worden, das sind überdimensionale "Dübel", die das Gestein festhalten sollen Die Schachtwände werden mit 1.100 Tonnen Spritzbeton gesichert.

Für den Bau der Umladestation wird auf einer Strecke von mehr als 50 Metern Länge ein Durchmesser von 13 Metern benötigt. Der benötigte Hohlraum wird auf Grund des großen Durchmessers in drei Teilabschnitten geschaffen. Ein Vortrieb wie mit einer Gesteinsfräse ist hier nicht möglich, daher benötigt dieses Teilprojekt auch mehr Zeit als andere Bauabschnitte.

Die Einlagerungstransportstrecke

Die Einlagerungstransportstrecke verbindet die Umladestation in 850 Metern Tiefe am Schacht Konrad 2 mit den Einlagerungskammern. Sie wird als geschlossene Tunnelröhre im zweistufigen Ausbauverfahren errichtet.

Dabei wird der benötigte Durchmesser in einzelnen Etappen aufgefahren und anschließend mit langen Gebirgsankern und mit Spritzbeton gesichert. Danach folgt eine „Ruhephase“ von mehreren Jahren bis sich der Gebirgsdruck weitgehend abgebaut hat. Abschließend wird der innere Betonring ausgebaut. Diese Tunnelstrecke soll über die gesamte Einlagerungsphase von bis zu 30 Jahren ohne nachträgliche Bauarbeiten betrieben werden.

Die Einlagerungskammern

Die Einlagerungskammern liegen in zwei Einlagerungsfeldern in einer Tiefe von 800 bis 850 Metern. Da die Einlagerungskammern unmittelbar im Einlagerungsprozess verschlossen werden, können diese mit deutlich geringerem Aufwand gebaut werden. Aufgrund ihrer günstigen Lage im Eisenerz werden die Einlagerungskammern als etwas größere Strecken angelegt. Hier wird das Gestein mit großen Fräsen abgetragen. Der stabilisierende Ausbau beschränkt sich hier auf den Einbau von relativ kurzen Gebirgsankern und ein Maschendrahtgeflecht. Das reicht aus, um die Mitarbeiter vor möglichen Steinschlägen zu schützen.

Die Einlagerungskammern sind zwischen 400 und 1.000 Metern lang, 7 Meter breit und 6 Meter hoch. Beim Einlagern wird nach spätestens 50 Metern eine Trennwand errichtet und der Bereich dahinter mit einem Spezialbeton verfüllt.

Die Baustoffanlage

In 850 Metern Tiefe im Endlagerbereich wird eine Anlage gebaut, in der später aus herausgebrochenem Eisenerz ein Betonwerkstoff hergestellt wird. Von der Baustoffanlage wird der Beton mit Betonmischfahrzeugen zum Einsatzort transportiert und in die abgetrennten Bereiche gepumpt.

Mit dem Beton werden die Einlagerungskammern abschnittsweise verfüllt. Damit ist es möglich die Hohlräume zwischen den Behältern und den Wänden der Einlagerungskammern auszufüllen. Es bleibt kein Hohlraum in den Einlagerungskammern zurück. Die Abfallbehälter sind dann stabil und sicher in der Geologie eingebaut.

Der Werkstattbereich

Für die Arbeiten im Endlager entsteht ein eigener Werkstattkomplex. Nach den rechtlichen Vorgaben wird der eigentliche Endlagerbereich baulich vom Rest des Bergwerks getrennt. Hier wird ein radiologischer Kontrollbereich eingerichtet. Das dient vor allem dem Arbeitsschutz der Belegschaft. Im Kontrollbereich müssen ständig die Luftwerte gemessen werden, denn eine Freisetzung von radioaktiven Gasen darf festgelegte Grenzen nicht überschreiten.

Alle Fahrzeuge, die später im Kontrollbereich im Einsatz sind, werden hier gewartet und repariert. Dazu entstehen eine Werkstatt, ein Montageplatz und ein Waschplatz. Daneben werden hier auch die Sammelplätze für Abfälle eingerichtet. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob eine Verpackung zum Beispiel Radioaktivität aufweist. Im Kontrollbereich gilt: Alles was diesen Bereich verlässt muss zuvor radiologisch untersucht werden. Das heißt es wird gemessen, ob radioaktiven Stoffe anhaften. Das gilt auch für alle Personen, die hier arbeiten. Auch sie müssen vor dem Verlassen des Bereichs zum Messgerät. Auf diese Weise wird verhindert, dass radioaktive Stoffe, seien es auch noch so kleine Mengen, in andere Bereich verschleppt werden.


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