Borwin Bandelow
Göttingen
Borwin Bandelow, 73, gilt als Deutschlands bekanntester Angstforscher. Der Diplompsychologe und Facharzt für Neurologie und Psychiatrie hat zahlreiche Bücher zum Thema verfasst.
Spielt Angst eine Rolle dabei, Großprojekte in der Nachbarschaft abzuwehren? Aber natürlich! Doch sie muss nicht nur negativ sein. Wer Angst hat, hinterfragt Dinge und ist konzentrierter bei der Sache. Diesen produktiven Aspekt der Angst hat das Yerkes-Dodson-Gesetz bereits 1908 beschrieben. Dafür wurde die Leistung von Schülern bei Matheaufgaben gemessen. Das Ergebnis: Ein mittleres Anspannungslevel sorgte für die besten Ergebnisse. Wer zu wenig Angst hatte, erzielte schlechtere Resultate – genauso wie diejenigen mit einem stark erhöhten Erregungslevel. Interessant ist auch, dass ein Übermaß an Angst den Egoismus befördert – und der ist bekanntlich nicht die beste Überlebensstrategie. Was aber tun, wenn die Angst überhandnimmt? Es war Marie Curie, die einst gesagt hat: „Nichts im Leben ist zu fürchten, es ist nur zu verstehen. Jetzt ist es an der Zeit, mehr zu verstehen, damit wir weniger Angst haben können.“ Ich finde, ihr Zitat hat heute noch Gültigkeit und plädiere für einen Mittelweg: nicht sorglos auf gewisse Themen schauen, aber auch nicht voll Furcht und Schrecken.
