Die Sicherheitsarchitektur von Konrad ist robust
Endlager Konrad
25.09.2025 von Philipp Hauner
Das Endlager Konrad hat die ÜsiKo, eine umfassende Untersuchung der Sicherheitsarchitektur, bestanden. Lena Spitczok von Brisinski war als Umweltschutztechnik-Ingenieurin und Leiterin der Fachgruppe Sicherheitsanalysen maßgeblich an diesem mehrstufigen Prüfverfahren beteiligt.
Warum braucht es für Konrad überhaupt so einen umfassenden Sicherheitscheck?
Es ist mehr als 40 Jahre her, seit der Antrag auf Planfeststellung eingereicht wurde – und mehr als 20 Jahre, seit die Genehmigung für Konrad erfolgte. Seither haben sich Technik und Wissenschaft weiterentwickelt. Grund genug, einmal umfassend zu überprüfen, ob die damaligen Planungen noch dem heutigen Kenntnisstand entsprechen oder ob Nachbesserungsbedarf besteht.
Mit welcher Haltung ist die BGE in die ÜsiKo hineingegangen?
Uns war völlige Ergebnisoffenheit wichtig – egal mit welchen Konsequenzen. Will man alle sicherheitsrelevanten Aspekte auf Herz und Nieren prüfen, muss man so frei wie nur möglich an die Sache herangehen. So haben wir von Anfang an die Möglichkeit mitbedacht, dass unsere Untersuchung eventuell auf einen größeren Überprüfungsbedarf in der Sicherheitsarchitektur von Konrad stoßen könnte und wir Umplanungen hätten umsetzen müssen. Doch dazu ist es nicht gekommen. Konrad hat den Sicherheitscheck bestanden.

Wie lief die ÜsiKo konkret ab?
Die ÜsiKo setzt auf Transparenz und auf die Kompetenz unabhängiger Expertinnen und Experten. Diese haben sich zunächst in Phase 1 eine angemessene Methodik überlegt und hier 36 sicherheitsrelevante Aspekte identifiziert. In Phase 2 haben dann andere unabhängige Auftragnehmer diese Punkte bearbeitet. Sie haben zum Beispiel die alten Rechenmodelle aus der Planfeststellung aktualisiert oder die verwendeten Daten auf Aktualität hin gecheckt.
Der Sicherheitscheck wurde bestanden. Was heißt dieses Ergebnis konkret?
Das bedeutet in erster Linie, dass weder die Auftragnehmer noch die unabhängige wissenschaftliche Begleitung, bestehend aus vier namhaften Wissenschaftlern, Zweifel an der Sicherheit Konrads haben. Das liegt vor allem daran, dass man ursprünglich sehr robust geplant hat. Selbst bei Änderungen im Regelwerk besteht noch ein großer Sicherheitspuffer. Einige kleine Feinjustierungen müssen wir nach den Ergebnissen der Auftragnehmer noch vornehmen – dabei geht es aber nicht um grundlegende Fragen der Sicherheit. Es geht darum, wie Sicherheit in jedem noch so kleinen Detail gewährleistet werden kann.
Die Ergebnisse der ÜsiKo wurden auch Wissenschaftler*innen präsentiert. Welche Reaktionen gab es?
An den Berechnungen zur Sicherheit gab es keine grundlegenden Einwände. Wir haben jedoch wertvolle Hinweise zu Detailaspekten und zur methodischen Durchführung bekommen.
Welches Fazit ziehen Sie aus den Untersuchungen zur Langzeitsicherheit, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Mensch und Umwelt?
Es ist gut, dass wir diesen umfassenden Check gemacht und so noch vorhandene Fragen zur Aktualität der Sicherheitsnachweise beantwortet haben. Die Sicherheitsarchitektur von Konrad ist robust – nicht nur für den Betrieb, sondern auch in der jahrtausendelangen Sicht. Gehen wir von dem unmöglichen Fall aus, dass Süßwasser in das Grubengebäude einsickert, könnten frühestmöglich in 300.000 Jahren radioaktive Stoffe an die Oberfläche gelangen. Geht man hingegen von dem tatsächlich in dieser Tiefe vorhandenen Salzwasser aus, dann gibt es fast oder gar keinen Austausch des Tiefenwassers mit dem Oberflächenwasser. Der konservativ unterstellte Expositionspfad würde nach 300.000 Jahren zu einer maximalen Individualdosis von rund 0,01 Millisievert pro Jahr führen. Zum Vergleich: Der gesetzliche Höchstwert für Emissionen aus kerntechnischen Anlagen, wie dem Betrieb der früheren Kernkraftwerke, liegt bei 0,3 Millisievert pro Jahr; das ist 30-mal höher als die theoretische Exposition durch das Endlager Konrad in 300.000 Jahren.
Können Sie diesen Wert auch in einen Kontext setzen?
In Deutschland nehmen wir durchschnittlich 2,1 Millisievert pro Jahr auf natürlichem Wege auf – etwa über kosmische und terrestrische Strahlung und natürliche Radioaktivität in Lebensmitteln und im Körper. Der Wert von rund 0,01 Millisievert entspricht also rund einem 200stel der natürlichen Radioaktivität. Es gibt übrigens Länder, in denen die natürliche Hintergrundstrahlung weit höher und trotzdem noch total unbedenklich ist: In Finnland beträgt sie durchschnittlich 7 Millisievert pro Jahr, in einigen stark besiedelten Regionen Chinas und Indiens beträgt sie bis zu 15 Millisievert pro Jahr.
Trotzdem verändert sich der Stand von Wissenschaft und Technik ständig. Bräuchte es also nicht fortwährende Sicherheitsüberprüfungen?
Richtig, Sicherheit muss immer wieder neu hinterfragt und verbessert werden. Unser Auftrag, die Sicherheit des Endlagers Konrad zu gewährleisten, ist mit der ÜsiKo nicht beendet. Wir werden die Sicherheit weiterhin genau im Blick haben. Hinzu kommt: Geht das Endlager in Betrieb, wird es alle zehn Jahre eine sogenannte periodische Sicherheitsprüfung geben. Sie ist vorgeschrieben im Atomgesetz.
Sicherheit liegt im Detail
Ob rutschhemmende Bodenbeläge in Zügen, Schilder mit UV-reflektierenden Farben oder Rauchmelder an den Decken: Oft sind es die kleinen Details, die unser Leben sicherer machen – und manchmal Aspekte, die man gar nicht sieht oder wahrnimmt. Im Grubengebäude Konrad ist es nicht anders.