Mit Sicherheit

Endlager Konrad

25.09.2025 von Philipp Hauner Artikel

Sicherheit: ein großes Wort. Es kann beruhigen, aber auch Fragen aufwerfen. Was genau meinen wir eigentlich, wenn wir von Sicherheit sprechen? Geht es um die Abwesenheit von Gefahr – oder um das bloße Gefühl, dass wir uns keine Sorgen machen müssen? Und: Wann ist etwas „sicher genug“?


Illustration SZ Scala

Starkstrom ist gefährlich – das wissen viele. Aber das bedeutet noch nicht, dass wir dadurch automatisch in Gefahr sind. Denn entscheidend ist, wie wir mit dieser Gefahr umgehen. Im Alltag ist Starkstrom meistens kein Problem. Dieses Beispiel zeigt: Etwas kann gefährlich sein, ohne dass daraus gleich eine konkrete Gefahr entsteht. In unserer Sprache sprechen wir oft einfach von „Gefahr“, meinen aber manchmal etwas anderes. Deshalb ist es wichtig zu unterscheiden: „Gefährlichkeit“ bedeutet, dass etwas grundsätzlich Schaden anrichten kann. Eine „Gefährdung“ heißt, dass diese Gefahr wirklich wirksam wird – hier und jetzt. Auch die Begriffe „Gefahr“ und „Risiko“ werden im Alltag oft gleich verwendet, obwohl sie verschieden sind. Die Gefahr ist einfach da, ob wir wollen oder nicht. Das Risiko dagegen beschreibt, wie wahrscheinlich es ist, dass die Gefährdung tatsächlich eintritt. Und genau hier können wir Menschen etwas tun: Die Gefahr lässt sich in den Griff bekommen, wenn man die Risiken kennt – und minimiert. So entsteht Sicherheit.


Gefühlte und reale Gefahr

Sicherheit ist allerdings nicht nur eine Sache von Fakten. Sie ist auch ein Gefühl. Ein Mensch, der nachts allein durch eine dunkle Straße geht, kann sich unsicher fühlen – auch wenn dort selten etwas passiert. Umgekehrt kann jemand in einer wirklich riskanten Situation ein Gefühl von Sicherheit haben – aber dabei ein bestehendes Risiko verdrängen oder schlicht nicht erkennen. Unsere Wahrnehmung stimmt also nicht immer mit der Wirklichkeit überein. Deshalb ist es so wichtig, Risiken von gefühlten Ängsten zu unterscheiden.


Es geht darum, Risiken so zu verringern, dass wir sie unter Kontrolle haben.

Ist absolute Sicherheit möglich?

Trotz aller Vorsicht bleibt ein wichtiger Punkt: Es gibt keine absolute Sicherheit. Wo Menschen handeln, wo Technik eingesetzt wird oder Naturkräfte wirken, gibt es immer ein gewisses Restrisiko. Das Ziel kann also nicht sein, jede Gefahr vollständig auszuschalten. Stattdessen geht es darum, Risiken so zu verringern, dass wir sie unter Kontrolle haben. Ein System gilt dann als „sicher genug“, wenn es dem aktuellen Stand von Wissen und Technik entspricht, zuverlässig funktioniert und auch unerwartete Ereignisse abfangen kann.

Eine umfassende Aufgabe

Ein gutes Beispiel dafür ist das Endlager Konrad. Es steht für eine Sicherheitsarchitektur, die sich nicht auf Bauchgefühle verlässt, sondern auf Fakten stützt. Jahrzehntelange Planung, viele Gutachten, strenge Prüfungen und ein rechtsstaatlicher Genehmigungsprozess haben bewirkt, dass dieses Lager auf einem sicheren Fundament steht. Auch neue Sicherheitsüberprüfungen zeigen: Das Konzept funktioniert und hält technischem Fortschritt und sich verändernden Rahmenbedingungen stand. Gleichzeitig macht Konrad deutlich, dass Sicherheit nie abgeschlossen ist. Sie muss regelmäßig hinterfragt, angepasst und verbessert werden – gerade bei langfristigen Projekten wie der Endlagerung radioaktiver Abfälle. Damit solche Systeme auch für kommende Generationen nachvollziehbar bleiben, braucht es Transparenz, gute Dokumentation und die Möglichkeit zur Beteiligung. Denn Sicherheit ist nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Vertrauen entsteht nur dann, wenn verstanden wird, warum etwas sicher ist.

Das Konzept funktioniert – und hält dem technischen Fortschritt und neuen Rahmenbedingungen stand.

Keine Gefährdung mehr

Am Ende bleibt die Frage: Wie sicher ist sicher genug? Die radioaktiven Abfälle im Endlager Konrad bleiben gefährlich. Das lässt sich nicht ändern. Aber: Ist das Bergwerk einmal verschlossen, geht von ihnen keine Gefährdung mehr aus. Damit ist das Risiko, dass die Gefahr tatsächlich eintritt, auf ein absolutes Minimum gesenkt. Tief unten im Berg sind die Abfälle sicher genug – sicher für alle Zeiten.


Der Autor

Einblicke-Redakteur Philipp Hauner hat sich schon in seinem Studium der Politikwissenschaft mit John Rawls befasst. Die Idee vom „Schleier des Nichtwissens“ findet er simpel und zugleich genial – und deswegen so überzeugend.

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