In der „Momentaufnahme“ auf der Seite gegenüber zeigen wir Ihnen oft ein Bild, das auf den ersten Blick mit unserer Aufgabe – der Suche nach dem Endlager für hochradioaktive Abfälle – nichts zu tun hat. In diesem Fall ist es die zeitliche Dimension, die den Kölner Dom mit einem solchen Endlager verbindet. Egal ob in Deutschland oder anderswo auf der Welt: In unserer Zeit gibt es kaum ein technisches Vorhaben, das die Menschheit so langfristig begleiten wird wie das Endlager. Die ersten Kernkraftwerke gingen hierzulande in den 1960er-Jahren ans Netz. Seitdem füllen sich die Zwischenlager mit hochradioaktiven Abfällen.
Bis der Standort für das sichere Endlager gefunden und die Abfälle in einigen Hundert Metern Tiefe endgelagert sind, werden weitere Jahrzehnte vergehen. Und damit nicht genug: 500 Jahre lang – so will es das Gesetz – sollen die Abfälle bergbar sein. Für Meister Gerhard und seine Zeitgenoss*innen war diese generationenübergreifende Denkweise selbstverständlich, ist aber „den modernen Gesellschaften des Nordens mit Beginn der Industriellen Revolution – und damit dem Kapitalismus – sehr fremd geworden“, wie unser Autor in seinem Essay auf den folgenden Seiten schreibt. Vielleicht ist es Gerhards Art des „Cathedral Thinking“, wie das langfristige, generationenübergreifende Denken heute genannt wird, das uns für die Zukunft wappnet. Nicht nur in Sachen Endlagersuche, sondern auch, wenn es um den Erhalt einer lebenswerten Erde geht.