Das Endlager Morsleben

Stilllegung unter Verbleib der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle

Übersicht

Das Endlager Morsleben ist ein Zeugnis deutsch-deutscher Geschichte, da es zunächst von der DDR und später von der Bundesrepublik für die Endlagerung von Atommüll genutzt wurde. Das Endlager wird auch in Zukunft weiter Geschichte machen, da nie zuvor in Deutschland ein Endlager nach atomrechtlichen Regeln stillgelegt wurde.

Die Ausgangslage für die Umsetzung dieses Vorhabens ist schwierig. Das Endlager Morsleben wurde in einem mehr als 100 Jahre alten Kali- und Steinsalzbergwerk eingerichtet. Der Bergbau hat ein weitreichendes Netz von Hohlräumen unter Tage erschaffen. Das Hohlraumvolumen des Bergwerks übersteigt den eingelagerten Müll um ein Vielfaches. Die Erfahrungen mit dem Endlager Morsleben zeigen, dass alte Bergwerke für die Endlagerung radioaktiver Abfälle nur bedingt geeignet sind.

Morsleben in 90 Sekunden

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten an Youtube übermittelt werden.

Video Preview

Geschichte

Von 1898 bis 1969 wird in Morsleben Kali- und Steinsalz gefördert. Im Zweiten Weltkrieg müssen Zwangsarbeiter unter Tage unter erbärmlichen Bedingungen Rüstungsgüter produzieren, später werden in der DDR über 25 Jahre lang Hühner unter Tage gemästet. Für eine kurze Periode wird bis in die 1990er Jahre Giftmüll zwischengelagert. Von 1971 bis 1998 werden fast 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle in dem Bergwerk endgelagert.

© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© Berliner Illustrierte Zeitung
© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© BGE
© Berliner Illustrierte Zeitung
© BGE
© BGE

Infostelle Morsleben

Sie interessieren sich für das Endlager Morsleben und möchten mehr darüber erfahren? Dann besuchen Sie unsere Infostelle Morsleben. Sie beherbergt eine Ausstellung und bietet regelmäßig Vorträge und Veranstaltungen an. Der Besuch der Infostelle ist kostenlos.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Mehr Informationen erhalten Sie auf unserer Infostellen-Seite auf www.bge.de

Klicken sie auf den unteren Button, um die Karte nachzuladen.

Atommüll unter Tage

1971 wird Morsleben nach einem Standortauswahlverfahren durch die DDR-Führung als zentrales Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle ausgewählt. Bis 1998 werden fast 37.000 Kubikmeter Atommüll eingelagert. Die Dauerbetriebsgenehmigung erlaubt die Einlagerung von festen Abfällen, flüssigen Abfällen (wurde nach der Wiedervereinigung durch das Inkrafttreten des Atomgesetztes untersagt) und umschlossenen Strahlenquellen.

Feste Abfälle sind in Fässern verpackt gestapelt oder verstürzt sowie unverpackt abgekippt eingelagert. Flüssige Abfälle sind unter Zunahme von Braunkohlefilterasche untertägig verfestigt. Die umschlossenen Strahlenquellen sind ebenfalls verstürzt. Seit 1983 werden kleinere Mengen radioaktiven Abfalls zwischengelagert.

Behälter mit radioaktivem Abfall in einem Einlagerungsbereich im Endlager Morsleben
© BGE
Im Einlagerungsbereich Ostfeld des Endlagers Morsleben wurden zwischen 1994 und 1998 in rund 500 Metern unterhalb der Tagesoberfläche etwa 6.140 Kubikmeter radioaktiver Abfall eingelagert.

Einblicke-Magazin

Das Cover des Einblicke-Magazins 13 zeigt eine Salzgesteinsformation.

Das Magazin „Einblicke“ informiert unter anderem über das Endlager Morsleben. Es beleuchtet unterschiedliche Perspektiven und leistet so einen Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Diskussion zum Thema Stilllegung des Endlagers unter Verbleib der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ist Herausgeberin des Einblicke-Magazins. Die Beiträge werden von Journalistinnen und Journalisten verfasst.

Magazin abonnieren Blick in das Magazin

Aktuelle Arbeiten

Das Endlager wird nach Berg- und Atomrecht betrieben, um ein sicheres Arbeiten bis zum Abschluss der Stilllegung zu gewährleisten. Die Genehmigung der Stilllegung steht noch aus. Bis dahin stellen Instandsetzungsarbeiten und die Überwachung des Grubengebäudes sicher, dass das Bergwerk stilllegungsfähig bleibt. Daneben findet ein Großversuch für ein Abdichtbauwerk statt und die Antragsunterlagen für die Stilllegung werden an den Stand von Wissenschaft und Technik angepasst. 2026 sollen der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium des Landes Sachsen-Anhalt, die finalen Antragsunterlagen vorgelegt werden.

Abdichtbauwerke, die für mehrere zehntausend Jahre einen kritischen Bereich – wie zum Beispiel eine Einlagerungskammer – vor eindringendem Wasser schützen sollen, sind ein elementarer Bestandteil des Stilllegungskonzepts. Sie stellen eine technologische Neuerung dar. Ein im Jahr 2011 errichteter Großversuch soll nachweisen, dass die geplanten Abdichtbauwerke die in der Planung beschriebenen Eigenschaften haben. Dieser Nachweis ist nicht vollständig gelungen, weshalb die Planungen für die Abdichtbauwerke nun überarbeitet werden. Das Bauwerk ist zwar so dicht wie erhofft, aber das Material hat sich nicht komplett rissfrei verarbeiten lassen. Bis 2024 werden deshalb weitere komplexe Großversuche mit Abdichtbauwerken unternommen.

© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk
© Janosch Gruschczyk

Wissenschaft und Technik

Ab dem Jahr 2011 prüft eine vom Bundesumweltministerium beauftragte Expertenkommission, ob die Antragsunterlagen für die Stilllegung des Endlagers Morsleben dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen. Im Jahr 2013 präsentiert die Entsorgungskommission ihr Ergebnis: Zwar sind die Planungen grundsätzlich geeignet, das Endlager langzeitsicher stillzulegen, doch entsprechen die Nachweise nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik. Die Experten formulieren sechs Handlungsempfehlungen für die Anpassung der Nachweise. Derzeit wird an der Umsetzung der Empfehlungen gearbeitet. Die überarbeiteten Nachweise sollen der Genehmigungsbehörde, dem Landesumweltministerium Sachsen-Anhalt, im Jahr 2026 vorgelegt werden.

Zukunft des Endlagers Morsleben

Mit Salzbeton verfüllter Abbau
© Janosch Gruschczyk
Zwischen 2003 und 2011 wurden im Zentralteil der Grube Bartensleben insgesamt 27 Abbaue mit Salzbeton verfüllt (Bild). Im Zuge der Stilllegung soll ein Großteil der Hohlräume ebenfalls mit Salzbeton verfüllt werden, um für Stabilität zu sorgen.
Abgesperrter Bereich ist mit Schotter verfüllt
© Janosch Gruschczyk
Der Schotterfuß ist Teil eines Handhabungsversuches zur Verfüllung von Schächten unter Tage. Für die Stilllegung ist geplant, die Schächte Marie und Bartensleben mit der erprobten Technik zu versiegeln.
Absperrband mit Aufschrift "Vorsicht Dammstandort" vor der Grubenwand
© Janosch Gruschczyk
Flatterbänder markieren die geplanten Standorte für Abdichtbauwerke in der Grube. Diese Bereiche dürfen bis zur Genehmigung der Stilllegungsplanungen nicht verändert werden.
Arbeiter vor einer Wand mit Gerüst
© Janosch Gruschczyk
Neben Abdichtungen im Steinsalz (hier In-situ-Versuch) müssen auch Strecken im Anhydrit abgedichtet werden. Die Abdichtbauwerke sind im Umfeld der Einlagerungsbereiche und des Lager H, einer Lösungszutrittsstelle, die für die Stilllegung bedacht werden muss, geplant und sollen diese vom Rest der Grube trennen.
Zaun mit einem Schild mit der Aufschrift "Kontrollbereich Radioaktiv"
© Janosch Gruschczyk
Der obertägige Kontrollbereich soll in den kommenden Jahren zurückgebaut werden. Er wird nicht mehr benötigt, da er zum Zwecke der Einlagerung radioaktiver Abfälle geschaffen wurde.

Das Stilllegungskonzept für das Endlager Morsleben sieht vor, dass die bestehenden Hohlräume unter Tage mit Salzbeton verfüllt werden. So soll das Grubengebäude stabilisiert und das Entstehen von Rissen im Deckgebirge, durch die später Wasser in das Endlager gelangen könnte, verhindert werden. Da es sich aber nicht vollständig ausschließen lässt, dass es über den langen Lagerzeitraum doch zu Wasserzutritten kommen kann, werden als Sicherungsmaßnahme Abdichtbauwerke vor den Einlagerungsbereichen errichtet. Zusätzlich werden die Schachtröhren als direkte Verbindungen zur Tagesoberfläche abgedichtet.

Nach Abschluss der Stilllegungsmaßnahmen ist der Atommüll von Salz umgeben in der Tiefe eingeschlossen. Wann dieses Ziel erreicht ist, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Genehmigung für die Umsetzung der Stilllegung ist an den Nachweis der Abdichtbauwerke und die Überarbeitung der Antragsunterlagen geknüpft. Fest steht, dass die Arbeiten 15 bis 20 Jahre dauern werden, nachdem sie genehmigt sind. Dann ist das Endlager Morsleben endgültig Geschichte.

Virtueller 360-Grad-Rundgang


Top